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Sorge um andere

Die Anzeichen für „Häusliche Gewalt“ können vielfältig sein. Das soziale Umfeld registriert zwar häufig, wenn es in einer Partnerschaft nicht gut läuft, doch für Außenstehende ist es meist schwer einzuschätzen, wann ein Streit in Gewalt umschlägt. Unter anderem sollten Sie aufmerksam werden, wenn Sie Folgendes beobachten: Soziale Isolation einer Person. Die Person darf/kann nichts mehr alleine entscheiden und muss erstmal alles mit dem:der Partner:in abklären und scheint auch Angst vor eigenen Entscheidungen zu haben. Unerklärbare Verletzungen, verschiedene Verletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien und/oder keine glaubhaften Erklärungen dafür. Die Person scheint keine Kontrolle mehr über (das eigene) Geld zu haben. Sie muss Demütigungen über sich ergehen lassen und wird offensichtlich kleingehalten. Die Person erfährt ständige Kontrolle durch den:die neue:n Partner:in.

Was kann ich tun, wenn ich Anzeichen erkenne und mich um andere sorge?

Sprechen Sie sie darauf an: Sprechen Sie die Frau* in einer ruhigen Situation an. Äußern Sie Ihre Sorgen um sie (und ihre Kinder). Bieten Sie Ihre Unterstützung an und signalisieren, dass Sie bereit sind zu helfen. Soziale Isolation begünstigt Gewalt. Nachbarschaft, Freunde und Verwandte können Betroffene bei der Hilfesuche und beim Weg aus der Gewalt unterstützen. Auch wenn Ihre Frage oder Ihr Angebot zurückgewiesen wird, hat die Frau* Ihre Bereitschaft zur Unterstützung gehört und kommt eventuell später darauf zurück. Allein das Angebot von Unterstützung und eine klare Verurteilung der Gewalt sind wichtige, stärkende Signale für die Betroffenen und tragen zur Enttabuisierung bei. Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen. Respektieren Sie aber auf jeden Fall die Entscheidung der gewalt­betroffenen Frau* und setzen Sie sie nicht unter Druck oder drängen Sie. Gewaltbetroffene Frauen* möchten oft nicht, dass andere von Gewalt in ihrer Partnerschaft erfahren. Sie schämen sich, sehen es als ihr Versagen, verstecken Verletzungen. Daher reagieren sie mitunter abwehrend, wenn Freunde, Nachbarn oder Familie sie ansprechen.

Handeln Sie nicht über ihren Kopf hinweg: Sollte die betroffene Frau* Ihnen von Gewalt berichten, glauben Sie ihr und ziehen Sie ihre Schilderung nicht in Zweifel. Überlegen Sie mit ihr gemeinsam, was sinnvolle nächste Schritte sind. Handeln Sie nicht ohne ihr Wissen oder  Einverständnis, es sei denn, es handelt sich um eine akute Gewaltsituation. Oft hilft es erst einmal am mei­sten, den Be­troffenen zu glauben.

Zeigen Sie Hilfsmöglichkeiten auf: Verweisen Sie auf Hilfsmöglichkeiten und Schutzangebote. Sie können die Kontaktdaten vom Hilfetelefon weitergeben, von Beratungsstellen in der Nähe oder vom örtlichen Frauenhaus. Fragen Sie, welche Unterstützung die betroffene Frau* gerade braucht und möchte.

Bei Gefahr rufen Sie die Polizei: Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie Zeug:in akuter Gewalt sind, zögern Sie nicht, die Polizei unter der Notrufnummer 110 zu rufen. Lieber ein Anruf zu viel als einer zu wenig!

Unterbrechen Sie die akute Gewalt: Sie sind sich unsicher, ob Sie Gewalt oder nur einen lauten Streit in der Nachbarschaft wahrnehmen? Klingeln Sie zum Beispiel an der Tür und fragen Sie nach etwas Belanglosem, etwa einer Tüte Mehl. So unterbrechen Sie die Situation für kurze Zeit und signalisieren den Beteiligten, dass Sie die Auseinandersetzung wahrgenommen haben und gegebenenfalls Hilfe holen. Bringen Sie sich jedoch nicht selbst in Gefahr! Schre­iten Sie nicht alleine ein.